Materialkunde





Weißfäule

Durch die Brandung entrindete Bäume, zeigen oftmals auf der Oberfläche netzartige schwarze Linien. Diese Hölzer sind nur durch langsames Trocknen zu einer weiteren Verarbeitung geeignet. Es ist zielführender im Wald, Holz mit dem entsprechendem Zersetzungsgrad zu sammeln.

Zahlreiche Pilzarten sind in der Lage an lebenden und toten Bäumen Lignin abzubauen. Neben der Zellulose ist Lignin der wichtigste Holzbestandteil. Durch seinen Abbau wird das Holz hellgrau bis weiß und verliert zunehmend an Festigkeit.

Die charakteristischen dunklen Linien grenzen die einzelnen Pilzbereiche, wie mit einem Gartenzaun, ab und ermöglichen den verschiedenen Pilzarten eine Regulierung der individuell erforderlichen Holzfeuchte. Die ornamentähnlichen Strukturen verleihen dem Holz ein besonderes Aussehen, sind bei Kunsthandwerkern beliebt und werden oft als „gestocktes Holz“ bezeichnet.

Um das Pilzwachstum zu beenden ist vor der Bearbeitung eine sorgfältige Trocknung notwendig, etwa 20% Restfeuchte wie beim Feuerholz. Die entstandene Aufweichung des Holzes erfordert oftmals eine Verfestigung durch Imprägnierung mit verschiedenen Harzen oder Kunststoffen. Daher ist die Auswahl noch nicht zu stark zersetzter Hölzer wichtig.

Das Stadium der Weißfäule ist in jedem verwitternden Holz zu beobachten, die Eignung zum Schmuckholz zeigt sich in der Regel erst bei einem Querschnitt durch den Stamm oder Ast. Die Weißfäule ist ein Helfer für den Sammler von Buchenholzgallen, die Baumperlen hingegen werden frühzeitig zerstört. Die Entwicklung unserer Bäume und Pilze im Verlauf der Evolution wird in den beiden Literaturvorschlägen ausführlich beschrieben, der aufmerksame Leser wird über die Rolle der Pilze erstaunt sein.

  1. Schwarzwald-Informationen: Die Evolution der Pflanzen, vom Landgang zu unseren Bäumen

Buchenknollen

Der Sommer ist vorbei, die Blätter fallen auf den Waldboden und Baumstämme sowie Äste werden gut sichtbar. Es beginnt die beste Zeit zur Knollensuche.

Bei unserer heimischen Buche  Fagus sylvatica kommt es bei Verletzungen der Rinde vereinzelt zu einer knollenartigen Ausbildung mit sehr zähem dunklem Holz. Um die Entstehung dieser Buchenholzgallen zu verstehen, müssen wir einen normalen Stammquerschnitt betrachten, erläuternde Abbildungen sind im Internet leicht zu finden.

Der Kern besteht aus dem eigentlichen Nutzholz, an der darüber befindlichen Wachstumszone, dem Kambium, entstehen auf der Unterseite neue Holzzellen die Oberseite produziert Bastzellen. Die äußerlich sichtbare Rinde, die Borke, schützt Kambium sowie Bast und verschließt kleine Verletzungen problemlos. Wird aber das Kambium geschädigt, entsteht eine Nekrose (tote Zellen in gesunder Umgebung). Der Baum reagiert mit einer vermehrten Holzzellen Produktion an der befallenen Stelle. Dieses wird manchmal durch einen Befall mit dem Schlauchpilz Nectria sp. (Rotpustelpilz) behindert. Schon früh lagert der Baum Mineralstoffe in den neuen Holzzellen ab und versucht so den Pilz einzukapseln. Der Pilz wächst auch in der Winterruhe des Baumes weiter und bricht die Umhüllung wieder auf. Dieser Vorgang wiederholt sich im Rhythmus der Jahreszeiten.

Sporenbehälter des Rotpustelpilzes mit Buchenholzgalle

Manche Bäume haben mit dem heranwachsenden Pilz über Jahrzehnte Schwierigkeiten und die entstehenden Knollen können eine beachtliche Größe erreichen, dadurch behindern sie die Nährstoff Versorgung erheblich. Durch die ligninreichen Zellen und die Einlagerung der Mineralien entsteht eine sehr feste Holzstruktur. Die Gestalt der entstehenden Buchengalle ist sehr variabel, die dunkle Farbe wird durch die unterschiedliche Bodenzusammensetzung der Standorte sowie der Oxydation mit Sauerstoff beeinflusst.

Selbst der stärkste Baum muss eines Tages aufgeben, zunächst sterben einzelne Äste später der ganze Baum, eine einstmals kleine Pilzspore hat gesiegt. Durch Windbruch fällt nun alles auf den Waldboden, hier können Insekten und Holz zersetzende Pilze mit der Humusbildung beginnen. Jetzt wird die Strategie des Baumes für den Betrachter erst richtig sichtbar. Die dichte Zellstruktur und die eingelagerten Verbindungen verhindern noch über viele Jahre einen Zerfall der Buchenholzgallen. Sie finden sich noch lange isoliert auf dem Waldboden, selbst wenn das ehemals tragende Holz längst vergangen ist. Im Wirtschaftswald werden befallene Bäume schon im Jugendstadium entfernt. Daher findet man die Buchenholzgallen zumeist an jüngeren Ästen im Kronenbereich der hohen Bäume. Die Buchenholzgalle ist immer mit dem tragenden Pflanzenteil fest verwachsen und nur durch mechanische Freilegung oder natürliche Verwitterung von diesem zu trennen. Für die künstlerische Bearbeitung sind daher abgestorbene Baumteile das ideale Sammelgut. Ein frisch gefällter Baum garantiert eine langfristige Beschäftigung mit nur geringem Erfolg.

Im Internet verfügbare Literatur:

  • Dissertation, JÖRG GRÜNER 2009 Mykologische und histologische Untersuchungen zur Grobborkigkeit bei geschädigten Rotbuchen; www-freidok.uni-freiburg.de

Bernstein

Eine kalte Ostsee, Winterstürme und Aufspülungen zum Strandschutz, es ist die Zeit zum Bernstein suchen. Bernstein ist das Harz längst verschwundener Bäume doch woher kommt er? Um das zu ergründen begeben wir uns auf eine Reise etwa 50 Millionen Jahre zurück in die Erdgeschichte.

In dem Zeitalter des Tertiär, weit im Norden unserer Ostsee, in einem lange verschwundenen Land mit einem warmen feuchten Klima, prägten ausgedehnte Wälder das Landschaftsbild. Die Vegetation war sehr üppig, in der Luft und am Boden tummelte sich eine Tierwelt, die unserer heutigen schon sehr ähnlich war. Die Bäume schwitzten zur Heilung von kleinen und großen Verletzungen viel Saft aus. Das klebrige Harz bedeckte oftmals Pflanzenteile und Tiere, die uns als Einschlüsse im Bernstein erhalten sind. Die Bäume fielen zu Boden, das Harz wurde zugedeckt und erhärtete im Verlauf der Jahrmillionen und es entstand der „Baltische Bernstein“.

Die Landschaft veränderte sich stark, Wasser spülte die Reste der Wälder in einem Fluss zusammen und transportierte alles vom hohen Norden in südliche Richtung. Schließlich wurde das Material vor vielen Millionen Jahren in einem gewaltigen Flussdelta im Bereich unserer heutigen östlichen Ostsee abgelagert, es entstand die sogenannte „Blaue Erde“. Langsam veränderte sich das Klima, es wurde immer kälter und eine Eisschicht bedeckte das Land. Die oftmals mehr als 2000 Meter mächtige Eisbedeckung zerstörte die Landoberfläche, das gelockerte Gestein und mit ihm auch der Bernstein wurden von den Gletschern weit über unser heutiges Norddeutschland verteilt. Die entstandene großflächige Vertiefung füllte sich zum Ende der Eiszeiten mit dem Schmelzwasser und unsere heutige Ostsee entwickelte sich. Das geschah vor einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne von etwa zehntausend Jahren.

Heute wird Bernstein aus der „Blauen Erde“ in großen Tagebauen gewonnen. Aber auch die kalte und stürmische Ostsee spült manches Bernsteinstück an den Strand.

Im Internet verfügbare Literatur:

  • CARSTEN GRÖHN 2013, Alles über Bernstein; Ambertop (richtige Schreibweise beachten, nicht ambershop das ist ein reiner Fachhandel); C. Gröhn ist Biologe betreibt eine Bernstein-Fotogalerie, mit umfangreichen Erläuterungen und schreibt Fachbücher. Der Nutzer lernt eine herausragende Homepage eines Idealisten kennen.

Rindenknollen oder Baumperlen

Ein Waldspaziergang im Frühling, die seltene Schuppenwurz, Schlüsselblümchen, Buschwindröschen und da sind auch die Baumperlen.


Unter dem Begriff Baumperlen gibt es Internet sehr unterschiedliche Beiträge, allen gemeinsam ist die Freude beim Aufenthalt in unseren Wäldern. Diese kugelförmigen Gebilde sind für den Wanderer an Bäumen mit glatter Rinde am auffälligsten, kommen aber auch auf borkiger Rinde vor. Wie aber entstehen diese Kugeln?

Jeder Baum bevorratet in seiner Wachstumszone, dem Grenzbereich von Holz und Rinde, sogenannte schlafende Knospen. Das ist eine Vorsorge damit bei Bedarf eine neuer Austrieb erfolgen kann, diese schlafenden Augen werden mit dem fortschreitenden Größenwachstum des Baumes reduziert und sterben ab. Dieser Vorgang ist bei der Rotbuche Fagus sylvatica besonders ausgeprägt.

Die Bäume umhüllen die abgestorbenen Bereiche mit neuen Holzzellen. Im Verlauf etlicher Jahre entsteht ein kugelförmiger Auswuchs mit einem eigenen Holzkern, Jahresringen, eigener Rinde und den gleichen Holzeigenschaften wie der Wirtsbaum. An einigen Kugeln werden dicht benachbarte schlafende Knospen aktiviert und in das Kugelwachstum integriert. Allmählich verkümmern die Versorgungsbahnen zum Baum, die Kugeln sterben ab und lassen sich leicht entfernen.

Die Kugelbildung beginnt in der Regel unter dem Schutz der intakten Baumrinde, dadurch wird eine Besiedlung mit Viren oder Pilzen verhindert. Für die Verarbeitung zu Schmuckstücken ist das ein wichtiger Unterschied zu den Buchenholzgallen, diese sind wesentlich härter und farbiger.

Im Internet verfügbare Literatur:

  • FRIEDRICH KRICK 1891; Über die Rindenknollen der Rotbuche; 2013 ist ein Nachdruck erschienen ISDN 978-3-95913-428-6, ca. 15,00 Euro oder : https://archive.org/details/berdierindenknol00kric

Maserknollen

Maserknollen sind Wucherungen, die vorwiegend im unteren Stammbereich eines Baumes durch den Befall mit dem Agrobacterium tumefaciens entstehen. Dieses gelangt in der Regel über Wurzelverletzungen in den Stamm. Hier wird der Baum zu einer vermehrten Produktion von Triebknospen angeregt, diese behindern sich durch das dichte Auftreten gegenseitig und sterben schnell ab.

Die Wucherungen können ein Größenwachstum von einigen Metern erreichen und behindern den jährlichen Holzzuwachs sehr stark.
Im bewirtschafteten Wald eigentlich ein Grund den Baum zu entfernen, doch das geschieht zumeist nicht.

Die Ursache ist im Inneren der Knolle verborgen. Durch die Knospenbildung entsteht eine wirbelartige Holzstruktur die im Wachstumsverlauf eine glatte Rindenoberfläche ausbilden kann. Die besondere Innenstruktur des Holzes macht einen Verkaufserlös für den Forst interessant. Doch nicht jede Knolle zeigt nach der Ernte diese Strukturen. Es gibt noch weitere Bakterien und Viren, die nur ein beträchtliches Dickenwachstum an der befallenen Stelle auslösen, ohne eindeutige Unterscheidungsmerkmale auf der Oberfläche der Knolle auszubilden. Manchmal als „Holzkropf“ bezeichnet – einige schöne Beispiele finden Sie auf der Webseite pflanzengallen.de (unter Fagus sylvatica). Somit bleiben dem Wanderer oftmals viele dieser Wucherungen erhalten und verlocken zu geheimnisvollen Deutungen.

Im Internet verfügbare Literatur:

  • HEINZ FROMMHOLD 2013; Forsthochschule Eberswalde; Holzkunde Seminar Prof. Frommhold

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